
Biographie
Adelbert von Chamisso (1781–1838)
1781 |
Zwischen dem 27. und 30. Januar wird Chamisso als sechstes Kind des Comte Louis-Marie de Chamisso und seiner Gemahlin Marie-Anne Gargam auf Schloss Boncourt in der Champagne geboren und am 31. Januar auf den Namen Louis-Charles-Adélaide getauft. |
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1789 |
14. Juli Ausbruch der Französischen Revolution. |
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1792 |
Im Mai Flucht der Familie Chamisso nach den Niederlanden. |
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1793/94 |
Versteigerung und Abbruch des Stammschlosses Boncourt; Aufenthalt der Familie in Lüttich, später in Luxemburg und Trier; erste Gedichte in französischer Sprache: Les yeux de mon imagination rédigés par une verve encore dans l`enfance. Chevalier de Chamisso âgé de |
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1795 |
Düsseldorf, Würzburg, Bayreuth: Chamisso und seine Brüder bestreiten den Unterhalt der Familie durch den Verkauf selbstverfertigter Miniaturmalereien. |
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1796 |
Im Frühjahr Übersiedlung der älteren Brüder nach Berlin; im Mai und Juli folgt die übrige Familie; Louis-Charles wird Page der Königin Friederike Louise; zeitweiliger Unterricht am hugenottischen Collège français. |
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1798 |
31. März Fähnrich der preußischen Armee im Berliner Regiment von Götze. |
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1799 |
Lektüre Rousseaus, Voltaires, Diderots, Klopstocks und Schillers. |
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1801 |
29. Januar Beförderung zum Leunant; Sammlung französischer Verse: Contes en vers par un jeune exile, premier cahier 1801; Rückkehr der Eltern und Geschwister nach Frankreich. |
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1802 |
Übertragung des französischen Trauerspiels Les amants malheureux ou le comte de Comminge (1764) von François-Thomas de Baculard d´ Arnaud ins Deutsche; im August Reise nach Frankreich. |
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1803 |
Rückkehr nach Berlin; Faust-Versuch; Verkehr in den Salons der jüdischen Familien Cohen und Ephraim; leidenschaftliche Zuneigung zu der französischen Hauslehrerin Cérès Duvernay; Anschluss an den Romantikerkreis des Polarsternbundes; Musenalmanach auf das Jahr 1804; Besuch der Berliner Vorlesung August Wilhelm Schlegels über romantische Poesie; Bekanntschaft mit Fichte. |
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1804 |
Intensives Griechischstudium; Auflösung des Berliner Freundeskreises; Ende Oktober Abreise von Cérès Duvernay nach Königsberg; Ende Dezember erscheint der Musenalmanach auf das Jahr 1805; |
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1805 |
Arbeit am Musenalmanach auf das Jahr 1806; im Oktober verlässt Chamissos Regiment Berlin; Marsch über Magdeburg und Hildesheim nach Hessen; Sprachstudien, Lektüre von Jakob Böhme, Novalis, Tieck, Wackenroder und Brentano. |
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1806 |
Festung Hameln; Arbeit an der geplanten Epigrammsammlung Encheiridion; Abschiedsgesuch Chamissos vom Militär wird abgelehnt; 18.–25. April Niederschrift von Adelberts Fabel; Juli und August Märchen von dem lieben Gänslein; August bis Oktober Arbeit an dem unvollendeten Versdrama Fortunati Glückseckel und Wunschhütlein; Krieg Preußens mit Frankreich, am 14. Oktober vernichtende Niederlage Preußens in der Schlacht bei Jena und Auerstedt, am 21. November kampflose Kapitulation der Festung Hameln; Tod der Mutter (20. Oktober) und des Vaters (4. November); Reise Chamissos nach Frankreich. |
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1807 |
Aufenthalt bei den Geschwistern in Paris, Vertus und Troyes; Ende September Rückkehr nach Berlin; im Oktober zusammen mit Varnhagen Fußreise nach Hamburg. |
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1808 |
11. Januar Abschied vom Militärdienst; Memoire über die Ereignisse bei der Kapitulation von Hameln; Kapitel für den Roman Die Versuche und Hindernisse Karls. Eine deutsche Geschichte aus neuerer Zeit von Varnhagen, Neumann, Fouqué und Bernhardi, das jedoch nicht gedruckt wird; Differenzen mit den patriotischen Kreisen um Schleiermacher in Berlin. |
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1809 |
Zeugnis des Wohlverhaltens bei der Kapitulation von Hameln durch die Immediat-Kommission; umfangreiche Sprachstudien; Tätigkeit als Privatlehrer; Lektüre von Cervantes und Dante. |
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1810 |
Chamisso folgt Berufung als Lehrer für Griechisch an das Lyzeum von Napoléonville (vormals Pontivy) in der Bretagne, die sich jedoch nicht realisieren lässt; Ende Januar Reise über Hamburg nach Paris; dort Begegnung mit Uhland, A. W. Schlegel, A. v. Humboldt; intimes Verhältnis mit Helmina von Chézy, mit ihr Übersetzung von A. W. Schlegels Wiener Vorlesungen über dramatische Kunst und Literatur ins Französische; Sammlung französischer Volkslieder, Liebeslyrik; Ende September Aufenthalt bei Frau von Staël in Chaumont und Fossé, im Winter bei Prosper de Barante in Napoleon-Vendée (La Roche-sur-Yon); Lektüre von Rabelais und altfranzösischen Volksbüchern. |
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1811 |
Aufenthalt bei Frau von Staël in Coppet am Genfer See; Begegnung mit Simonde de Sismondi; Übersetzung der französischen Komödie Conaxa ou les deux gendres dupés ins Deutsche. |
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1812 |
Hinwendung zur Botanik; im Mai Flucht der Frau von Staël über Russland nach England; im August Rückkehr Chamissos nach Deutschland, dabei Fußreise durch die Alpen und den Jura; im September Ankunft in Berlin; am 17. Oktober Immatrikulation an der Berliner Universität als Student der Medizin, Chamisso belegt Vorlesungen über Botanik, Zoologie, Anatomie, Mineralogie, später über Magnetismus und Naturphilosophie. |
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1813 |
Botanische Exkursionen in die Umgebung Berlins zusammen mit Kunth und Schlechtendal; Unterbrechung des Studiums durch die Erhebung des preußischen Volkes gegen die Napoleonische Fremdherrschaft; Mai bis Oktober Aufenthalt Chamissos in Kunersdorf im Oderbruch; erste botanische Schrift über die Potamogetonen:Adnotationes quaedam ad Floram Berolinensem C. S. Kunthii ...; schreibt Peter Schlemihls wundersame Geschichte; 16. bis 19. Oktober Völkerschlacht bei Leipzig; Rückkehr Chamissos nach Berlin und Wiederaufnahme des Studiums. |
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1814 |
Fortführung der Studien; Arbeit am eigenen Herbarium; „Seraphinen-Abende“ mit E. T. A. Hoffmann, Hitzig, Contessa und Fouqué; im Herbst erscheint Peter Schlemihls wundersame Geschichte bei Leonhard Schrag in Nürnberg. |
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1815 |
Kapitel zu dem gemeinsam mit E. T. A. Hoffmann, Contessa und Fouqué verfassten Roman des Freiherrn von Vieren; im März Rückkehr Napoleons von der Insel Elba; Entschluss zur Teilnahme an einer russischen Pazifik- und Antarktisexpedition; 15. Juli Reise über Hamburg, Kiel nach Kopenhagen, dort am 17. August Beginn der Reise um die Welt an Bord der Kutterbrigg „Rurik“; 7. September bis 4. Oktober Aufenthalt in Plymouth; Atlantiküberquerung, dabei am 13. Oktober Entdeckung des Generationswechsels der Salpen; am 12. Dezember Ankunft in San Catarina (Brasilien). |
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1816 |
22. Januar Umseglung von Kap Hoorn; 12. Februar bis 8. März Aufenthalt in Chile; 19. Juni bis 24. Juli nach Pazifikdurchquerung Aufenthalt in Kamtschatka; 17. Juli bis 29. August erste Nordfahrt, Entdeckung des Kotzebue-Sunds; Rückkehr nach Unalaschka (Alëuten); 2. Oktober bis 1. November San Francisco; 22. November bis 14. Dezember Hawaii. |
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1817 |
1. Januar bis 13. März Ratak; Rückkehr nach Unalaschka; 28. September bis 14. Oktober zweite Nordfahrt, Rückkehr nach Unalaschka; 28. September bis 14. Oktober Hawaii; 31. Oktober bis 5. November Ratak; 24. November Ankunft in Agaña (Guam); 17. Dezember in Manila (Philippinen). |
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1818 |
29. Januar Weiterfahrt durch die Sunda-Straße; 31. März bis 8. April Kapstadt; 24. April St. Helena; 16. bis 30. Juni Portsmouth, London, dort Begegnung mit Georges de Cuvier; 3. August Ankunft in Petersburg; Ende September Rückkehr nach Preußen über Swinemünde; am 31. Oktober Ankunft in Berlin; Arbeit an den Bemerkungen und Ansichten; Entwürfe zu einem geplanten zweiten Teil der Versuche und Hindernisse Karls. |
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1819 |
De animalibus quibusdam e classe vermium Linnaeana in circum-navigatione terrae ... observatis..., De Salpa; am 20. März ernennt die Berliner Universität Chamisso zum Dr. phil.; am 23. März Ermordung des Schriftstellers August von Kotzebue; im August Durchsetzung der Karlsbader Beschlüsse zur Unterdrückung der liberalen Oppositionsbewegung in Deutschland; Anstellung Chamissos als Adjunkt am Botanischen Garten in Schöneberg und 2. Kustos am Königlichen Herbarium; am 25. September Heirat mit Antonie Piaste; Begegnung mit dem Bonner Botaniker und Präsidenten der Leopoldina Nees von Esenbeck; im Oktober Mitglied der Leopoldinisch-Carolinischen Akademie der Naturforscher; Gelegenheitsgedichte für Antonie und den Freundeskreis. |
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1820 |
Aufstände in Spanien und Nepal, Beginn des griechischen Freiheitskampfes; Chamisso bezieht ein Gartenhaus in Schöneberg, dort am 14. September Geburt des ersten Sohnes Ludwig Deodatus, gen. Ernst; Gelegenheitsgedichte; Ein Zweifel und zwei Algen; Notice sur les îles de corail du grand Océan. |
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1821 |
Untersuchung eines Torfmoores bei Linum im Havelland, dazu Publikation Über das Torfmoor zu Linum, von den Herrn Adalb. v. Chamisso, F. Hoffmann und Chr. Poggendorf; Vorwort zur französischen Ausgabe Des Peter Schlemihl; erste politische Sonette (An die Apostolischen u. a.), In malaysischer Form; die Bemerkungen und Ansichten erscheinen als 3. Band von Otto von Kotzebues „Entdeckungs-Reise in die Südsee und nach der Berings-Straße ...“; im September mutmaßliches Verhältnis mit Marianne Hertz, geb. von Halle, dem als vermutlicher Sohn Chamissos Wilhelm Ludwig Hertz (1822–1901), der spätere Verleger Fontanes, entstammt. |
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1822 |
Im Juli Brand des Schöneberger Gartenhauses, Umzug nach der Lindenstraße; Bekanntschaft mit Hoffmann von Fallersleben; sog. Windmüllerlieder, Tragische Geschichte, Die goldene Zeit, Nachdichtungen u. a.; |
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1823 |
Reise nach Greifswald und Rügen, darüber Publikation Untersuchung eines Torfmoores bei Greifswald und ein Blick auf die Insel Rügen(erscheint 1824). |
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1824 |
Juli/August Fußreise durch den Harz; Mitglied der von Hitzig gegründeten literarischen „Mittwochsgesellschaft“ in Berlin; Gelegenheitsgedichte; Arbeit an Übersicht der nutzbarsten und der schädlichsten Gewächse, welche wild oder angebaut in Norddeutschland vorkommen, dazu Einleitung Ansichten von der Pflanzenkunde und vom Pflanzenreich (erscheint 1827). |
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1825 |
Aufführung des Lustspiels Die Wunderkur am 9., 12. und 14. Mai in Berlin; Über die Torfmoore bei Kolberg, Gnageland und Swinemünde; im Oktober Reise nach Paris, um seinen Anteil an der von der Französischen Regierung gewährten Emigrantenentschädigung zu sichern; Teilnahme an politischen Demonstrationen der liberalen Opposition; Zusammenkunft mit Lafayette, Auguste de Staël, dem französischen Weltumsegler Dumont d`Urville und dem Geographen Bory de St. Vincent; Besuch bei de la Foye in Caën; Rückkehr über Brüssel, Köln, Bonn, dort Besuch bei Nees von Esenbeck. |
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1826 |
Im Januar Ankunft in Berlin; Beginn der fortlaufenden Veröffentlichung der botanischen Ergebnisse der Weltreise in Schlechtendals Zeitschrift „Linnaea“ unter dem Titel: De plantis in expeditione speculatoria Romanzoffiana obersvatis ...; Beginn der Béranger-Rezeption in Chamissos Lyrik: Nachtwächterlied, Polterabend u. a. |
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1827 |
Im Juni Geburt der Tochter Adélaide; umfangreiche lyrische Produktion, darunter Die Sonne bringt es an den Tag, Der Invalid im Irrenhaus, Das Schloß Boncourt, Die Löwenbraut, Der Frau Base kluger Rat; im Mai Veröffentlichung der ersten Gedichtsammlung im Anhang zur zweiten Auflage des Peter Schlemihl. |
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1828 |
Der Wunder-Doktor, Nachdichtung von Moliéres „Le médecin malgré lui“ (Arzt wider Willen); „Der Stein der Mutter, Die Giftmischerin, Der neue Abasverus, Erscheinung, Abdallah, Die Kartenlegerin (nach Béranger); Aufsatz über Zensur und Preßfreiheit. |
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1829 |
Im März Geburt der zweiten Tochter Johanna; Salas y Gomez, Vergeltung, Rede des alten Kriegers Bunteschlange, Der Bettler und sein Hund, Chios u. a.;erfolglose Leseprobe des Lustspiels Der Wunderdoktor am 5. November am Königstädtischen Theater. |
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1830 |
Julirevolution in Paris, Freiheitskampf der Polen, Unruhen in Belgien, Italien, Süd- und Mitteldeutschland; im September Reise Chamissos nach Hamburg zur Versammlung der Naturforscher und Ärzte; Zusammentreffen mit Heine; in Berlin Unruhen unter den Schneidergesellen; Frauen-Liebe und Leben, Mateo Falcone, der Korse, Das Malerzeichen, Das Kruzifix, Das Dampfroß, Memento u. a.; Geburt des Dritten Sohnes Adolph. |
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1831 |
Hans im Glücke, Lebens-Lieder und Bilder, Kleidermacher-Mut, Die Verbannten, Das Gebet der Witwe, Deutsche Volkssagen, Der Szekler Landtag u. a.; Gesamtausgabe der Gedichte im Weidmannschen Verlag. |
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1832 |
Redaktion des Deutschen Musenalmanach zusammen mit Gustav Schwab; Zur Einleitung in den deutschen Musenalmanach; Das Urteil des Schemjáka, Ein Gerichtstag auf Huahine, Abba Glosk Leczeka, Vetter Anselmo, Der Soldat (nach Andersen), Ein Baal Teschuba, Der Klapperstorch u. a.; am 27. Mai Hambacher Fest; im August Reise nach Rügen; im Oktober Geburt des vierten Sohnes Hermann. |
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1833 |
Seit April 1. Kustos am Königlichen Herbarium; nach schwerer Grippe im Mai/Juni ständige Kränklichkeit Chamissos; Sage von Alexandern, Der rechte Barbier, Der alte Sänger, Die rote Hanne, Der Bettler, Prophezeiung des Nostradamus auf das Jahr MM (3 Lieder nach Béranger), Die alte Waschfrau. |
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1834 |
Der Republikaner zu Paris, Die Kreuzschau, Stimme der Zeit, Die letzten Sonette; zweite erweiterte Auflage der gesammelten Gedichte. |
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1835 |
Im Januar Geburt des fünften Sohnes Adelbert; im Mai Abschluss des Tagebuch zur Reise um die Welt; dritte Auflage von Peter Schlemihls wundersame Geschichte; am 7. Mai Wahl zum Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften; Juli/August Kuraufenthalt in Bad Reinerz in Schlesien; am 10. Dezember Bundestagsbeschlüsse gegen das Junge Deutschland, Verbot der Schriften Heines, Börnes, Gutzkows u. a. |
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1836 |
Auszug der schwäbischen Dichter aus dem Musenalmanach wegen des vom Verlag gewählten und von Chamisso gebilligten Porträts von Heine als Titelkupfer; Juli/August Kuraufenthalt in Bad Charlottenbrunn in Schlesien; Akademieabhandlung Über die hawaiische Sprache; dritte vermehrte Auflage der Gedichte; Herausgabe der Werke in vier Bänden. |
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1837 |
Am 21. Mai Tod der Gattin; im Herbst Reise nach Leipzig, Fahrt auf der ersten Teilstrecke der Eisenbahn Leipzig–Dresden, Besichtigung der Brockhausschen Großdruckerei; Vorwort zur zweiten Auflage der französischen Schlemihl-Übersetzung; Vorbereitung der Stereotyp-Ausgabe vonPeter Schlemihls wundersame Geschichte; Traum und Erwachen, Der arme Heinrich. |
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1838 |
Februar bis April Nachdichtung der Lieder von Béranger in Gemeinschaft mit Franz von Gaudy; Rechenschaftsbericht von den fortgesetzten Studien der hawaiischen Sprache; Zweites Lied von der alten Waschfrau; Mahnung, Seht auf schwarzbeschlagner Bahne ..., im Juni Anzeige der Gedichte von Ferdinand Freiligrath durch Chamisso im Stuttgarter „Morgenblatt“; Ein russisches Lied; am 4. August Versetzung in den Ruhestand; am 12. August Abschluss der Redaktion des Deutschen Musenalmanach 1839. Am 21. August Chamisso in Berlin gestorben, am 23. August Bestattung auf dem Friedhof vor dem Halleschen Tor (Wegeplan). |
Quelle: Werner Feudel in Zusammenarbeit mit Prof. René-Marc Pille
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